Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Sonntag, 26. Dezember 2010

ich habe es überlebt

Weihnachten ist nun vorbei, Hajo, der Weihnachtsschmuck bleibt zwar noch eine Weile, aber die schönen Glitzergefühle, die Erwartung, all das muss jetzt wieder ein Jahr warten. Es war mein erstes Weihnachtsfest ohne Dich und ich habe es überlebt.

Weißt Du, was mir in den Kopf gekommen ist? Ich muss nun weiterleben ohne Dich, ja klar, das ist logisch, das ist so, aber ich fange erst jetzt an es irgendwie in meine Sinne zu lassen. Meine Zukunft auf dieser Erde hat nichts mehr mit Dir zu tun und das kommt mir unfassbar vor. Allein diesen Gedanken zu denken ist unglaublich.

Du warst so ein fester Teil meines Lebens, auf Dich habe ich mich bezogen, an Dich habe ich bei allem gedacht, weil unsere Leben nun einmal so verwoben waren, wie sie verwoben sind, wenn man miteinander alt werden will.

Ach Hajo, glaub mir, ich begreife es immer noch nicht.
Gute Nacht Liebster!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!!

Liebster,

ich bin nun im Wendland und feiere Weihnachten mit meiner Familie, meine Schwester ist aus dem Orient gekommen, wir haben den Baum geschmückt, d.h. Ahmed war es, der mit Begeisterung seinen ersten Weihnachtsbaum schmückte und sich wie jeck auf den "heiligen Abend" freut :-))))

Es ist alles anders, Hajo, komplett anders, und das ist gut so. Ich könnte es sonst nicht aushalten. Als Ahmed und ich gestern mit dem Baumschmücken fertig waren und ich mir begeistert unser Ergebnis anschaute, da wollte ich Dich gleich anrufen...

Du fehlst mir so sehr, gerade jetzt. Unsere Weihnachtsfeste, unsere Rituale, all das ist jetzt Vergangenheit, ich finde diesen Gedanken noch sehr sehr schwer.

Fröhliche Weihnachten, Hajo, wo immer Du jetzt bist!!
Ich werde an Dich Denken!

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Du musst zugeben, Hajo...

...dass es ein schönes Bäumchen ist. Ich erfreue mich wirklich daran, aber es ist nicht das selbe wie mit Dir. Es steht nicht in "unserem" Wohnzimmer und es ist nicht echt. Wir haben es nicht ausgesucht und mit der immer gleichen Zeremonie geschmückt, Du in der Küche den Braten vorbereitend, ich mit Weihnachtsmusik die Kugeln aufhängend.

Das Leben geht weiter, Hajo, so sagen es doch alle immer und es ist so wahr wie es brutal ist: es geht einfach weiter. Es hält nicht an, obwohl Du nicht mehr da bist. Es hält nicht an, obwohl man vor seelischen Schmerzen schreien möchte. Es hält nicht an, obwohl Du fehlst und fehlst und fehlst und fehlst.

Es treibt einen weiter durch den Alltag, weiter weg von Dir, weiter weg von unserem gemeinsamen Leben, was nur noch in mir existiert. Als Erinnerung.

Das Leben geht weiter. Und wenn man noch so gerne stehen bleiben möchte, weil man den Schmerz der Schritte nicht mehr auszuhalten glaubt, es geht einfach weiter.


Dienstag, 14. Dezember 2010

und immer fehlst Du

Ich habe den Baum geschmückt, Hajo, er ist klein, fein, viel schöner als auf dem Foto, es ist mein Baum. Ich habe gemerkt, wie sehr Du mir fehlst, ich konnte nicht aufhören zu weinen. Unser Weihnachten fehlt mir. Unser Gemeinsam fehlt mir. Das, was Du für mich warst fehlt mir.

Und immer noch denke ich, gleich kommst Du um die Ecke. Und alles ist wieder gut.

Gefällt Dir der Baum?

der Baum ist da

Mein lieber Hajo,

hier nun ist mein Baum. Aus Gummi, sieht man gar nicht, schrill. Es ist so ein komisches Gefühl "mein" Baum zu sagen.  All die Jahre war es unser Baum, den wir sorgsam ausgesucht haben. Du hast Dich genauso wie ich darauf gefreut, dass er unsere Stube erhellte. Und als Du aufgrund deiner Krankheit nur noch unten geschlafen hast, hat er auch in der Nacht für Dich geleuchtet.

Jetzt ist unten unser wunderschönes WG-Esszimmer, es täte Dir gefallen. Aber dort kommt kein Baum hin, er wäre auch oft alleine. Nun habe ich oben bei mir dieses Gummibäumchen. Gleich werde ich es schmücken und dabei an unsere vielen Bäume denken, die wir all die Jahre hatten.

Weihnachten ohne Dich, ich kann es immer noch nicht ganz fassen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Frühstück in der WG

Liebster Hajo,

ich wohne ja nun wieder in einer WG, Du weißt, das habe ich früher schon gerne gemacht und es hat mir immer gut gefallen. WG ist schön, es ist alles verbindlich unverbindlich, manchmal chaotisch und oft lustig.

Und es ist so anders. Ja, WG gefällt mir, hat mir immer gefallen, aber da ist nun immer irgendwo ein Schmerz, der mich das Verbindliche, was wir beide lebten, vermissen lässt. Schmerzlich vermissen lässt.

Du fehlst mir. Darauf läuft es in allen Lebenssituationen hinaus. Du fehlst mir. Manchmal denke ich, och, geht ganz gut, kommste mit klar, und keine drei Minuten später weiß ich nicht, wie ich das weiter leben soll, dieses "ohne Dich".

Ich habe so eine Sehnsucht nach Dir.

Montag, 6. Dezember 2010

der letzte Urlaub

Weißt Du noch, wir Beide mal wieder am Königstuhl? Es war unser letzter Kurzurlaub, eigentlich kein Urlaub, Du musstest Dich um Dein Erbe kümmern, was Dir schwer genug gefallen ist. Aber wir haben es mal wieder geschafft gehabt, es uns gut gehen zu lassen, wie immer, wenn wir dort unten waren.

Als Du Tage später dann mit Dingen konfrontiert wurdest, die Dir sehr nahe gingen, da waren es diese schönen Erinnerungen an unsere gemeinsame Urlaube, die uns beide aufrecht gehalten haben.

Ich liebe dieses Foto, Hajo, wir beide im Spiegelbild, es war harmonisch dort oben. So war es mit uns. Urlaub konnten wir gut!

Es war unser letzter Urlaub, Hajo. Du fehlst mir so.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Traditionen ändern

Liebster Hajo, ich muss dieses Jahr eine uns so wichtige Tradition ändern, denn ohne Dich ist sie nicht mehr das selbe, ohne Dich täte sie mir weh. Wir beiden haben uns immer einen Tag vor Heiligabend einen Weihnachtsbaum ausgesucht, ich durfte ihn nicht vor dem 24. schmücken, das wolltest Du auf keinen Fall. Und natürlich musste es ein echter Baum sein, was sonst. Und grüne Kugeln mochtest Du nicht und matt durften sie auch nicht sein.

Das war so eine schöne Tradition, wir haben das richtiggehend zelebriert, Du und ich.

Und dieses Jahr, da ist alles anders. Wir werden keinen gemeinsamen Baum mehr haben, unsere Rituale wird es nicht mehr geben, die ich so geliebt habe. Ich ersteigere grad einen Baum bei eBay, Du ahnst es, künstlich, aber schön künstlich ;-)))) So ein gebrauchtes Teil, was ganz anders aussieht als diese "normalen" künstlichen Bäume. Irgendwie selbstgebastelt. Den stelle ich jedenfalls lange vor dem 24. auf und werde ihn auch lange vorher schmücken. Ich muss alles anders machen, Hajo, weil das, was ich mit Dir hatte, das geht ohne Dich nicht. Das will ich in mir behalten, das soll nur noch in mir drin sein, als ein Teil von Dir und unserem gemeinsamen Leben.

Meine Weihnachtserinnerung an Dich!


Donnerstag, 2. Dezember 2010

ein letztes Gespräch

Heute erzählte mir unsere Hundefrau von Eurem letzten Gespräch. Sie brachte die Hunde zurück, es war der Tag, an dem Du starbst. Und Du hast sie zum Auto begleitet, das kurze Stück von der Haustüre zum Bürgersteig, was Du sonst nie machtest, so als wolltest Du sie nicht gehen lassen. Sie ist überzeugt, dass Du da schon etwas spürtest.

Du hast ihr von unseren Urlauben erzählt, von unserer gemeinsamen Zeit in der Pfalz, und wie schön es dort sei und wie wohl Du Dich dort fühlst. Und wie gerne wir beide dort hinfahren würden.

Es zerreißt mich immer wieder Hajo, wenn ich die Bilder betrachte, wenn ich an die schönen Nachmittage in den Weinlokalchen denke, in denen wir so gerne waren.

Sag mir, hört der Schmerz jemals auf?