Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Sonntag, 31. Juli 2011

neue Fenster

Lieber Hajo, die neuen Fenster sind eingebaut, die ich mir nun leisten kann, weil Du mir Dein Erbe hinterlassen hast. Wie gerne hätte ich das alles mit Dir gemeinsam erlebt, doch es ist anders gekommen.

Die neuen Fenster würden Dir gefallen, vor allem würden sie die Kälte draußen halten, Du hast die letzten Jahre doch immer so gefroren.

Es ist so vieles neu geworden, seit Du nicht mehr bei mir bist, ich fange an, es zu genießen, Du fehlst mir, das wird sich auch nicht ändern, aber ich habe es annehmen können. Mein Leben ist nun ein anders, auch wenn das Leben mit Dir mir noch so unglaublich nah ist. Aber ich bin wieder fröhlich geworden, ich freue mich wieder an Dingen, ich kann meinen Alltag wieder genießen.

Heute habe ich einen alten sterbenden Igel gerettet, ich konnte ihn nicht den Fliegen und Maden überlassen, ich habe ihn mitnehmen müssen. Ihn gesäubert, alles ekelige Getier entfernt, erst hat er sich wehren wollen, doch als er merkte, dass ich ihm Gutes will, hat er still gehalten. Dann bin ich zum Tierarzt, drei Spritzen hat er bekommen, nun hoffen wir alle, dass er weiterleben darf.

Ich habe immerzu an Dich denken müssen. Vielleicht kannst Du ja ein wenig auf ihn aufpassen, damit es ihm noch ein Weilchen gut geht.

Liebe hört niemals auf, Hajo, niemals.

Sonntag, 24. Juli 2011

Zwischengedanken

Es sind derzeit Tage, da ist mir schwer ums Herz, da kreisen mir die Gedanken, passend zum regnerischen Wetter und dem seit Tagen grauverhangenen Himmel. Mein Leben sortiert sich neu, Hajo, es sortiert sich mit Dir als Vergangenheit, es ist der Abschied, an den ich immer wieder denke, es sind Zwischengedanken, die ich mir mache. Zwischengedanken an diesen Zwischentagen, zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, die ich noch ausgestalten muss, die ich noch nicht gefunden habe, meine Zukunft ohne Dich.

Du fehlst mir so sehr.

Freitag, 22. Juli 2011

für Dich

In den letzten Tagen haben viele Menschen mit mir Kontakt aufgenommen, mich angesprochen, virtuell, am Telefon oder beim Spaziergang, vor der Haustüre, sie sind aufmerksam geworden auf meinen Blog für Dich.  Gestern sprach ich mit unserem gemeinsamen Freund Felix, der mir sagte, wie gerne Du mit mir gelebt hast, wie sehr es Dir gefiel, dass ich alles mit Dir teilte.

Und mir ist wieder einmal klar geworden, was Liebe für mich bedeutet, was uns beide verbunden hat und was wir einander hatten. Wir hatten uns, Hajo. Und wenn die ganze Welt zusammen bricht, wenn alles sinnlos wird oder zerstört, wenn schlimmes kommt oder alles verloren geht, so wird es nicht kommen, das ist mir klar, doch selbst wenn es so wäre, in mir ist eine große Ruhe, eine Zufriedenheit, die sich durch all die Trauer wühlt, die noch da ist: ich habe Dich geliebt.

Das ist mein Apfelbäumchen. Und wenn ich wüsste, morgen geht die Welt unter, so weiß ich doch, es blüht in mir. Unsere Liebe zueinander kann uns niemand nehmen. Niemand. Auch der Tod nicht.


Mittwoch, 6. Juli 2011

Morgenrot

Heute Morgen schaute ich aus dem Fenster und dachte an Dich. Den ganzen Tag dachte ich an Dich. Dann hatte ich einen Termin bei unserem Bankmann und wir sprachen über Dich. Und dann kam ich nach Hause und sah Dein Bild, wie Du in Hamburg in der Fußgängerzone standest.

Und in mir war ein Schmerz, den ich nicht beschreiben kann, Hajo, ich habe Dich so nah gespürt, so körperlich nahe, ich hätte Dich anfassen mögen, so nah warst Du mir.

Du fehlst mir. Dein Mut fehlt mir. Dein Stehaufmännchendenken fehlt mir. Dein Humor fehlt mir. Alles von Dir fehlt mir. Es war ein langer Abschied, denn schon lange vor Deinem Tod hast Du durch Deine Krankheit all das verloren. In mir ist ein Schmerz Hajo. Wir wollten gemeinsam alt werden. Es ist anders gekommen. Nun muss ich alleine weiter leben. Ich schaffe das, Du hättest das gewollt, ich weiß das, aber noch ist da vor mir dieser Berg aus Schmerz, aus Sehnsucht, aus Tränen und aus Vermissen.

Ich vermisse Dich unendlich. Unendlich.

Freitag, 1. Juli 2011

Freude und Schmerz

Mein lieber Hajo, nun ist wieder ein Abschied an der Reihe, diesmal von unserem Auto. Es ist grad über den TÜV und da streikte der Motor. Es ist die Elektronik, was wir schon oft vermutet hatten, denn wenn wir in Urlaub fuhren, passierte uns das gleiche. Nun gut, jedenfalls lohnt eine umfassende Reparatur nicht mehr, ich gebe ihn in Zahlung für ein neues Auto. Auch wieder ein Opel, einen gebrauchten Micro-Van, so nennen sich die Teile. In blau oder gelb, am liebsten wäre mir ja gelb ;-))))

Ich kann das noch gar nicht so recht fassen, dass ich bald unser Auto nicht mehr habe, dass ich bald mit einem Auto rumfahre, was nur mir gehört, nur zu meinem Leben, zu meiner Erinnerung, wieder etwas, was mit Dir nichts mehr zu tun hat.

Ich schaue mir die neue Marke an, freue mich auf das kleine Auto... und Minuten später durchfährt mich ein Schmerz, der Schmerz des "nie wieder".

Es gibt immer noch Augenblicke, Hajo, wo ich es nicht glauben kann, wo es so unglaublich ist und wo ich das Gefühl habe, bald wache ich auf, bald, und dann ist der Spuk endlich vorbei...

Du kommst nie wieder. Eine Wahrheit, die noch nicht vollständig bei mir angekommen ist. Wird sie es jemals?