Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Dienstag, 30. August 2011

bald ein Jahr

Liebster Hajo,

nächste Woche bist Du ein Jahr tot und ich werde schon seit über einem Monat von Gedanken und Gefühlen an Dich überschwemmt und die Pastorin sagte mir, das sei so, wenn sich der Jahrestag nähere. Mag sein, ich habe es noch nie erlebt und muss es jetzt das erste Mal leben und Du fehlst mir so.

Das schlimmste ist das Gefühl, dass Du in Vergessenheit geraten könntest, das Leben geht einfach weiter und wenn das beschissene 100 Millionen Mal beschissen normal ist, komme ich damit grad nicht so gut klar.

Du fehlst. Einmal noch reden mit Dir.

Einmal nur.

Samstag, 13. August 2011

ob ich es jemals begreife?

Ich war heute wieder an Deinem Grab, es ist ja Samstag. Es ist so seltsam, Hajo, ich habe immer noch und immer wieder das Gefühl, Du bist noch da. Ich habe all das erlebt, was ich erlebt habe, aber Du bist trotzdem noch da. Ich kann das nicht erklären.

Hier zu Hause ändert sich so viel. Unser Freund Felix reißt grad im Vorgarten alle Bäume raus, es war ja nun fast komplett zugewuchert, er schafft da erstmal Ordnung. Unsere Nachbarn finden das gut und sie haben ja auch Recht, wenn sie sagen, ich müsse Platz für neues schaffen. Montag, wenn ich im Wendland bin, kommt der Elektriker, dann geht das mit dem Neuen weiter. Wenn ich wieder komme, wird sich schon wieder viel verändert haben.

Platz für Neues. Ja, Hajo, das ist richtig so. Und doch fällt mir das Loslassen immer noch schwer. Ich möchte Dich so oft fragen, wie ich was mit Linux machen muss, ich steh dann am Computer und kapiere was nicht und denke automatisch, macht nix, fragste gleich Hajo... bis mir dann einfällt, dass ich Dich nicht mehr fragen kann.

Mir fehlen unsere gemeinsamen Kochabende. Die es ja schon so lange nicht mehr gab, weil Du es nicht mehr geschafft hast mit Deiner Krankheit. Sie fehlen mir, Hajo, diese Abende, wo Du am Herd standest, mir aus Deinem Leben erzähltest und dabei so fröhlich warst. Heute dachte ich an unsere Urlaube in der Pfalz, wie glücklich wir waren, wenn wir endlich losfahren konnten. Ich denke da so gerne dran zurück. Unser erster Urlaub mit unserem kleinen roten Flitzerauto. Wie aufgeregt wir waren.

Ach Hajo. Das alles fehlt mir. Und das verrückte ist, dass ich es immer noch nicht glauben kann.

Samstag, 6. August 2011

wie jeden Samstag

Heute war ich, wie jeden Samstag, an Deinem Grab. Ich habe es neu machen lassen, mit Pinienholz, das sieht echt schön aus. Das Holzkreuz fängt schon an zu verwittern, so, wie Du es wolltest.

Und dann überfiel mich erneut eine tiefe Trauer, ich wollte grad die Blumen gießen, es war so eine schöne Stimmung, die Sonne schien, ich hörte Frauen sich unterhalten, der kleine Muxi legte sich auf die Wiese neben Dein Grab, das alles fühlte sich so schön an... und dann habe ich Dich so vermisst, Hajo, dann kam dieser Vermissungsschmerz, dieses Feuer, was dann in einem brennt, was sich nicht löschen lässt, was einfach nur weh tut und sonst gar nichts.

Dem kleinen Igel geht es wieder gut. Er ist sogar schon zutraulich geworden, das putzige kleine Kerlchen. Er ist auch alt, er hat es geschafft zu überleben.

Ich vermisse Dich so sehr.