Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Donnerstag, 25. November 2010

unser Weihnachten naht

Lieber Hajo, nun ist bald Weihnachten und ich fange an, unser Haus zu schmücken. Du weißt ja, wie viel Freude mir das immer bereitet. Ich weiß noch, wie Du hier eingezogen bist, wie wir uns gemeinsam auf unser erstes Weihnachtsfest freuten und Du mir erzählt hast, wie gerne Du dieses Fest magst und wie oft Du es alleine in Hamburg verbracht hast. Und doch immer eine Freude hattest.

Wir haben es uns Weihnachten hier immer gemütlich gemacht. Immer. Wir haben beide dieses Fest geliebt. Und als dann Deine Krankheit kam, da verschwand so langsam die Freude aus Deinem Herzen. Da kam eine Schwere, die uns beide viel Kraft kostete. Und dennoch haben wir Weihnachten gefeiert, immer mit einer Flugente vom Carlsplatz. Und handgemachten Klößen. Jedes Jahr, Du wolltest nichts anderes.

Ich denke an unsere Tannenbäume, ich musste sie doch immer schmücken, das sei meine Aufgabe, so hast Du beschieden und Dich ums Essen gekümmert.

Dieses Jahr, Hajo, wird hier das erste mal kein Tannenbaum stehen. Ich werde nicht da sein. Ohne Dich halte ich es hier nicht aus. Also fahre ich fort. Meine Schwester kommt und wir besuchen gemeinsam die Eltern. Ich werde nicht, wie all die Jahre zuvor, morgens, vor dem Schmücken des Baumes, an das Grab meiner Großeltern fahren, werde mich dort nicht an die Weihnachten meiner Kindheit erinnern, nicht ihre Stimmen hören und das Klappern des Geschirrs, wenn Oma das Festessen vorbereitete.

Das erste Mal nach so vielen Jahren. Mir ist schwer ums Herz, Hajo, Weihnachten ohne Dich, unser geliebtes gemeinsames Weihnachten.

Das erste Mal ohne Dich. Und ich will es noch gar nicht begreifen.

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