Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Donnerstag, 31. Mai 2012

Dinge von früher

Beim aufräumen ist mir dieser Multitester in die Hände gefallen, er ist von Anfang der 60er Jahre und ich weiß, wie sehr Du an diesem Ding gehangen hast. Nun kann ich es leider nicht bedienen, die Bedienungsanleitung ist in Italienisch und das kann ich nicht. Wie gerne hast Du damit alles mögliche durchgemessen und mir mit leuchtenden Augen davon erzählt.

Vorbei.

Mir fällt es immer noch schwer, wenn ich daran denke, dass diese Dinge nun keine Bedeutung mehr haben. Nur meine Erinnerung an Dich lässt sie noch ein wenig aufleben.

Ich verstehe es immer noch nicht, die Zeit heilt Wunden, das mag sein. Aber es ist und bleibt unfassbar für mich. Du bist so präsent, als seist Du hier, ganz in meiner Nähe.

Abschied ist schwer.

Dienstag, 15. Mai 2012

hell und dunkel

In meinem Zimmer ist eine Stelle, die ist für meine Gedanken an Dich, für meine Erinnerungen und auch oft für ein stilles Gebet. Ein paar Dinge, die Dir wichtig waren, die Dich ausmachten, frische Blumen und ab und an brennen Kerzen. Es ist mein Eckchen für Dich, es ist eigentlich mehr für mich, damit ich Dich erinnere. Damit Du wenigstens ein klein Wenig zu meinem Alltag gehörst.

Draußen ist es regnerisch und trübe, es passt zu meiner Stimmung, zu meinen dunklen Gefühlen, die mich heute ergriffen haben. Es ist eine Trauer in mir, die Platz braucht und gelebt werden will. So viel ist auszuhalten derzeit, von so viel muss ich Abschied nehmen.

Manchmal fällt mir das leicht, die Sonne scheint und ich fühle mich vom Leben getragen. Doch es gibt auch Tage, da fällt es mir sehr schwer.

Zum Glück sind sie nicht so oft, diese dunklen Tage. Doch ich glaube, sie sind auch wichtig, weil es ohne dunkel kein hell gibt.

Und die hellen Stunden, Hajo, die wir hatten, trotz Krankheit, die kann uns keiner mehr nehmen.

Donnerstag, 10. Mai 2012

bei Dir

 
Unsere beiden Lieblinge liegen an Deinem Grab, wir besuchen es oft, dort ist ein Ort der Ruhe, an dem ich ungestört an Dich denken kann. Das Holzkreuz verwittert immer mehr, so wie Du es wolltest. Bald wird ein Ahornbäumchen Dein Grab schmücken, ich habe es mir ausgesucht.

Ich weiß nicht, Hajo, warum es so ist, aber derzeit bist Du mir sehr nahe, ich denke so oft an Dich und manchmal ist mir, als teilten wir einen Alltag, nur auf ganz anderen Ebenen. Du dort und ich hier. Ist es so?

Ich weiß es nicht, im Grunde ist es auch egal, ich fühle Dich. Ich vermisse Dich. Unsere schöne Zeit, vor Deiner Erkrankung. Hamburg. Unsere Reisen in die Pfalz. Unser kleines rotes Auto. Mein Herz geht auf, wenn ich an all das denke. Und es schmerzt, wenn mir bewusst wird, dass ich all das nicht mehr mit Dir teilen werde.

Aber ich habe es geteilt. Das kann uns niemand mehr nehmen.